Diakonische Dienste in der Jesaja-Gemeinde
Sind Ihnen auch schon einmal diese Berichte aufgefallen, in denen uns von Armut in München berichtet wird? „Arm im Alter", „Armutsquote im Osten Münchens", „Aufnahme von Flüchtlingen in München", „Kampf um Altkleider". „Trotz Arbeit zusätzlich Sozialhilfe"… Überall springen uns diese Überschriften der Tageszeitungen in die Augen. Als Christen geht uns jeder Mensch an, der von seinem Nächsten Hilfe benötigt. Und wieviel christliche Nächstenliebe in unserer Jesaja-Gemeinde tatsächlich praktiziert wird, davon möchte ich Ihnen gerne berichten.
Sicher haben Sie schon einmal von unserer Suppenküche gehört! Oder nicht? Initiiert von Pfarrer Weigel und seiner Lebensgefährtin, wird bei uns, ca. alle 2 Monate, ein warmes Essen für Bedürftige ausgegeben. Es hat sich im Laufe der Zeit eine Gruppe von Menschen zusammengefunden, die sich mit sehr viel Liebe und Engagement dieser Aufgabe widmen. Der Vorraum unserer Kirche wird mit Tischen und Stühlen in ein Restaurant verwandelt, im Flur wird das Essen an langen Tischen zubereitet und ausgegeben. An diesem „besonderen" Freitag tobt in Jesaja das Leben!!! Gleichzeitig zur Essenausgabe, gibt es bei uns im Büro Almosen, sowie im Keller Bekleidung aus der Kleiderkammer. Man kann sich kaum vorstellen, wieviel Trubel an diesem Tag herrscht. Angenommen wurde die Suppenküche von Anfang an sehr gut. Teilweise war es so voll, dass es mit den Plätzen schwierig wurde – aber Essen war immer genug da! Die seelsorgerische Betreuung von Pfarrer Weigel, der Zuspruch der Mitarbeiter an manch um Rat suchenden Menschen, ist dabei mindestens genauso wichtig! Die Suppe labt den Magen, die guten Gespräche die Seele.
Mein Lieblingsprojekt, die Kleiderkammer, feierte im Oktober ihren 2. Jahrestag. Kaum mehr aus Jesaja wegzudenken, unterstützen wir mittlerweile in einem Team von 5 Frauen bedürftige Menschen, die Kleidung, Schuhe, Bettzeug, Handtücher und vieles mehr benötigen. Jeden Freitag, von Uhr 9 bis Uhr 12 ist die Ausgabe. Sortiert wird häufig an den Tagen zuvor. Je nachdem, wieviel Kleidung gespendet wurde. Wir unterstützen auch immer gerne Sonderprojekte. Es kommt auch vor, dass sich Gemeindemitglieder an uns wenden, die sich scheuen, zu den Öffnungszeiten zu kommen, obwohl sie dringend etwas benötigen. Einen Bademantel, für einen bevorstehenden Krankenhausaufenthalt, neue Winterschuhe, oder einfach eine dicke Winterjacke. Selbstverständlich können wir jedem entgegenkommen, der nicht gesehen werden möchte, indem wir uns einfach Mal außerhalb der „normalen" Zeit treffen. So braucht sich niemand zu schämen. Ein Anruf genügt (hinten im Gemeindebrief: Telefonnummer Diakoniebeauftragte!).
Dann gibt es natürlich noch eine besondere diakonische Tätigkeiten bei uns in Jesaja. Die Spenden an die Herzogsägmühle (Arbeit für Menschen mit Behinderung), eines der Lieblingsprojekte von unserem verstorbenen Gründungsmitglied, Herrn Werner Stützel. Noch immer werden fleißig Kerzenwachsreste, Korken und Briefmarken gesammelt. Es haben sich dankenswerter Weise zwei Herren gefunden, die sich um diese Spenden kümmern und die dafür sorgen, dass diese an die Herzogsägmühle zuverlässig weitergeleitet werden.
Nicht zu vergessen, unser Büchermarkt. Wussten Sie, dass im vergangenen Jahr, ein gigantischer Erlös an Brot für die Welt gespendet wurde? Weit über € 10.000,– wurden eingenommen. Der hinter dem Büchermarkt stehende Aufwand, die ganze Arbeit, die dort geleistet wird, kann sich ein Außenstehender kaum vorstellen. Und es werden immer wieder (auch körperliche) Höchstleistungen erzielt. Ich finde, dass Team kann echt stolz auf sich sein. Und Jesaja auf so tolle Gemeindemitglieder!
Wir dürfen natürlich auch an die Erntedank-Gaben denken, wenn wir uns fragen, was in Jesaja getan wird, um Armut zu mindern. Erinnern Sie sich an den vollen, gedeckten Tisch an unserem Erntedankgottesdienst? Besonders eine Dame aus der Gemeinde hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Gaben sinnvoll und „armutslindernd" in München zu verteilen. Ihr Einsatz sorgt dafür, dass zum Erntedankfest, 2 oder 3 Helferkreise, die guten, gespendeten Lebensmittel der Jesaja-Gemeinde bekommen.
Wussten Sie, dass in Jesaja ein Fahrdienst angeboten wird? Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Gemeindemitglied zwar gerne zu einer Gemeindeveranstaltung kommen möchte, er dafür aber Unterstützung braucht. Dann darf gerne im Pfarrbüro nachgefragt und um einen „Fahrer" gebeten werden. Dies ist zwar nicht eine „Armut lindernde" Tätigkeit, jedoch ein christlicher Liebesdienst, der von manchem Gemeindemitglied geleistet wird.
Die „christliche Liebestätigkeit", wie Diakonie auch im Volksmund heißt, gibt es noch an so vielen Stellen in Jesaja: wenn Sie zum Beispiel einen Kuchen backen und der Gemeinde spenden, wenn (mal wieder!) ein Fest in Jesaja zu feiern ist, oder: wenn eine kleine Gruppe von Menschen, Jahr um Jahr, in den Wald fährt, „unseren" Jesaja-Christbaum schlägt, und ihn dann in der Kirche aufstellt. Wenn eine andere Gruppe von Menschen, mit viel Aufwand, einen Gemeinde-Faschingsfest organisiert. Wenn jugendliche Konfirmanden, mit Sammelbüchsen in der Hand, für die Diakonie sammeln gehen. Wenn einige Damen, Monat für Monat, ein „Frühstück gemeinsam" organisieren. Wenn eine ältere Dame seit vielen, vielen Jahren Seniorenausflüge und Seniorennachmittage organisiert. Wenn unsere Partner in Mawande unterstützt werden … dann, ja dann üben wir alle, die daran beteiligt sind, die „christliche Liebestätigkeit" aus. Wir sind viele … und darüber dürfen wir glücklich sein.
Anke Henke